Digitale Textil- und Labeldruckmaschinen mit SOLIDWORKS entwickelt
Von Ralf Steck, Friedrichshafen
Im Papierdruck ist die Digitaltechnik schon weit verbreitet, in der Textildruckbranche beherrschen dagegen bisher analoge Techniken den Markt. Das zu ändern hat sich die Mouvent mit Hauptsitz in Solothurn in der Schweiz auf die Fahnen geschrieben. DPS Software unterstützte das junge Unternehmen bei der Nutzung von SOLIDWORKS für die Entwicklung gleich mehrerer neuartiger Druckmaschinen für Textilien und Label.
Eine digitale Textildruckmaschine – dazu benötigt man eine ganze Reihe von Technologien: Neben einem Druckkopf die richtigen Farben und Steuerungssoftware sowie ein Maschinenchassis. Interessanterweise hat sich im letzten Jahr eine Reihe von Schweizer Firmen zusammengefunden, die genau diese Komponenten liefern können, und in einem Joint Venture mit der in Lausanne ansässigen Bobst Group SA im Juni 2017 das neue Unternehmen Mouvent gegründet: Mouvent ist nun das Kompetenzzentrum für digitalen Druck in der Bobst Group SA, und hat als Zielsetzung die Zukunft des digitalen Drucks zu erforschen und weiterzuentwickeln. Die intelligenten digitalen Drucktechnologien sollen das Drucken auf Substraten aller Art möglich machen: Textilien, Etiketten, Folie, Faltschachteln, Wellpappe etc. Mouvent beschäftigt heute ca. 100 Mitarbeiter an fünf Standorten in der Schweiz.
Im Bereich Textildruck auf Meterware ist bis heute der „analoge“ Druck auf Rotations- oder Flachsiebdruckmaschinen Stand der Technik. Diese Maschinen haben einen hohen Durchsatz, sind aber sehr groß und unflexibel – soll ein neues Motiv gedruckt werden, müssen die Matrizen gewechselt werden. Nun steigt Mouvent mit seiner TX801 in den stark wachsenden Markt der digitalen Textildruckmaschinen ein – diese Maschinen sind zwar langsamer als die analogen Pendants, aber so klein im Vergleich zu den bisherigen Anlagen, dass auf der selben Grundfläche mehr Durchsatz installiert werden kann. Zudem handelt es sich am Ende um computergesteuerten Tintenstrahldruck – die Maschine kann also jederzeit ein anderes Motiv drucken.
„Wir sind, was die Druckqualität anbelangt, schon auf Augenhöhe mit den besten analogen Maschinen, was die Produktivität anbelangt ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis wir so weit sind“, sagt Konstruktionsleiter Claudio Isgrò. „Die TX801 druckt in acht Farben und erreicht einen Durchsatz von bis zu 200 Quadratmetern pro Stunde. Man kann sich vorstellen, welche Herausforderung sich stellt, wenn man 16 Gramm Farbe pro Quadratmeter mit einer optischen Auflösung von 2.000 dpi und einer Druckkopfgeschwindigkeit von 100 linearen Metern pro Minute auf dehnbaren Stoff drucken will. Die TX801 druckt zeilenweise wie ein herkömmlicher Tintenstrahldrucker, da muss die Maschine extrem genau arbeiten, damit die Zeilen nahtlos aneinander anschließen und die Tintentropfen absolut deckungsgleich platziert werden, um Mischfarben zu erzeugen.“
Das zweite Arbeitsgebiet der Mouvent AG ist der Labeldruck. Auf Maschinen wie der LB702-UV werden Etiketten auf einer von der Rolle zugeführten Bahn – zum Beispiel selbstklebenden Materials – gedruckt. Diese können dann geschnitten und in einer weiteren Anlage beispielsweise auf Shampooflaschen geklebt werden. Auch die LB702-UV erreicht Druckgeschwindigkeiten von bis zu 100m/min und eine optische Auflösung von 2.000dpi mit bis zu sechs Farben plus weiß.
Auch in diesem Bereich kann Mouvent mit seiner innovativen Clustertechnologie punkten. In den Labeldruckmaschinen wird derselbe Druckkopf eingesetzt wie in den Textilmaschinen, das sorgt für höhere Stückzahlen und reduziert die Wartungs- und Ersatzteilkosten. „Die Technologie erlaubt einen sehr hohen Tintendurchsatz, was beste Druckqualität bei sehr hohen Druckgeschwindigkeiten ermöglicht.“ beschreibt Isgrò die Vorteile der Mouvent-Lösung. „Die Entwicklung von Druckkopf und Maschine kommt aus einem Haus, was beste Abstimmung der Komponenten ermöglicht. Und der hohe Durchsatz der Mouvent-Labeldruckmaschinen ist ein wichtiges Argument in diesem umkämpften Markt.
Isgrò weiter: „Wir haben eine ganze Reihe von Maschinen in der Pipeline, die wir nach und nach auf den Markt bringen, darunter eine ‚seitenbreite‘ Maschine für den Textildruck mit einer kompletten, festen Zeile von Mouvent-Clustern, die so breit ist wie die Stoffbahn und kontinuierlich druckt, sowie einen Labeldrucker für schmaleres Material.“
Auch wenn das Unternehmen erst wenige Monate alt ist, kann Mouvent schon einige Prototypen und sogar verkaufte Maschinen vorweisen. „Wir sind mit der Entwicklung der Maschinen schon vor der Firmengründung gestartet, Mouvent wurde gegründet um die verschiedenen Technologien, die in einer digitalen Druckmaschine eingesetzt werden, in einer Firma zu vereinen“, erklärt Isgrò. Daraus erklärt sich auch die Tatsache, dass die Druckmaschinen in SOLIDWORKS entwickelt wurden. Eine der Firmen, welche in der Mouvent AG aufgegangen ist, war der Ingenieursdienstleister Encom, welcher sich schon seit langer Zeit für SOLIDWORKS als System für eigene Entwicklungen entschieden hatte. Konsequenterweise ging man deshalb auch die Druckerentwicklung bei der gesamten Mouvent AG mit diesem System an. Isgrò selbst arbeitet seit 1999 mit SOLIDWORKS.
Die Entwicklung und Konstruktion ist auf mehrere Standorte verteilt, während in Wetzikon vor allem die Textilmaschinen entwickelt werden, entstehen die Karton- und Labelmaschinen überwiegend am Standort der Mouvent AG in Cheseaux. Beim Mouvent Standort in Solothurn werden die Druckköpfe, auf denen das gesamte System basiert, entwickelt.
„Der große Vorteil von SOLIDWORKS ist die einfache Bedienung“, sagt der Konstruktionsleiter. „Wir bauen sehr schnell Personal auf und sind darauf angewiesen, dass die neuen Mitarbeiter schnell effizient werden. Sehr viele unserer neuen Kollegen haben bereits mit SOLIDWORKS gearbeitet, was ein großer Vorteil ist. Aber auch diejenigen, die bisher mit einem anderen System gearbeitet haben, können nach zwei Tagen interner Schulung effizient mitarbeiten. Zudem bietet das System alle Funktionalität, die wir benötigen und entwickelt sich in die richtige Richtung.“
Inzwischen hat Mouvent 25 Lizenzen in Betrieb, die seit 2012 von DPS Software betreut wurden. Das deutsche Systemhaus hat eine Niederlassung in nahen Widnau und kann so schnell und effizient unterstützen. DPS Software wurde 1997 gegründet und ist heute der größte selbständige SOLIDWORKS Reseller in Europa und der größte Sage-Reseller in D-A-CH. Neben den Produkten von SOLIDWORKS hat DPS die CAM-Produkte von SolidCAM im Portfolio. Hinzu kommen DPS-eigene Module und Lösungen.
Für die Möbelbranche vertreibt DPS im deutschsprachigen Raum die Softwarelösung SWOOD auf Basis von SOLIDWORKS. Das Unternehmen hat 31 Standorte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Polen. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf 450 gestiegen.
Unterstützt werden 9.000 Kunden in der gesamten Prozesskette von der Konstruktion, über die Berechnung und Fertigung bis hin zur Datenverwaltung und der Abbildung der damit verbundenen kaufmännischen Prozesse. Software-und Schnittstellenentwicklungen sowie Schulungs- und Beratungsdienstleistungen vervollständigen die kundenorientierte Ausrichtung.
Zum Teil nutzt Mouvent die Premium-Lizenz von SOLIDWORKS, die neben einer Reihe weiterer Zusatztools auch Simulationsfunktionen bietet. Claudio Tinner, Einkäufer und IT-Supporter, sagt: „Mit SOLIDWORKS Simulation können wir schnell und einfach Festigkeiten berechnen, was bei den hohen Geschwindigkeiten, die beispielsweise der Druckkopf erreicht, sehr wichtig ist. Komplexere Simulationen und Überprüfungen geben wir außer Haus, aber wenn es um die schnelle Berechnung für den Konstrukteur geht, kommen wir mit SOLIDWORKS schnell und einfach zum Ziel.“
Die beiden Mouvent-Standorte in Wetzikon und Cheseaux arbeiten auf einer gemeinsamen Datenbank auf Basis des PDM-Systems DBWorks, die an beide Standorte repliziert wird. Aktuell evaluieren die Mouvent-Verantwortlichen eine Private Cloud-Lösung, in der CAD- und PDM-System auf einem Server laufen und die Mitarbeiter über Clients darauf zurückgreifen. „Dann sind die Daten immer an einem Ort“, erläutert Isgrò, „und die Replikation wird überflüssig. Das vereinfacht die Zusammenarbeit noch weiter.“
„Eigentlich sind wir mit DBWorks zu DPS gekommen“, erinnert sich Isgrò, „als der PDM-Systemanbieter seinen Vertriebspartner und zu DPS wechselte, sind wir mitgegangen. Das war ein sehr positiver Schritt für uns, die Betreuung ist wirklich sehr gut. Wir brauchen zwar aufgrund unserer eigenen, langjährigen Erfahrung wenig Support, aber wenn wir welchen brauchen, dann wird uns schnell geholfen.“
Claudio Tinner hat ebenfalls gute Erfahrungen mit DPS gemacht: „Aus der Sicht des Einkaufs kann ich sagen, dass DPS schnelle und faire Angebote macht und die Zusammenarbeit mit dem Vertrieb sehr gut klappt.“
Claudio Isgrò schließt: „Wir sind hier organisiert wie ein Startup, wir haben die ersten Maschinen in einem Jahr entwickelt und arbeiten jetzt schon an der Ausweitung des Portfolios. Das wäre in einem Großunternehmen nie möglich gewesen, da wären die Prozesse viel zu komplex und zu schwerfällig gewesen. Deshalb brauchen wir eine Software, die unsere Geschwindigkeit mitgeht, die es den Konstrukteuren ermöglicht, sich auf ihre Kreativität zu konzentrieren statt auf das CAD-System – diesen Anspruch erfüllt SOLIDWORKS hervorragend. Ich bin mir sicher, dass wir mit einem anderen System als SOLIDWORKS nicht in der Lage gewesen wären, unsere Maschinen so schnell zu entwickeln.“