Wer die Eingangshalle von Thunderbike in Hamminkeln betritt, stellt schnell fest: Es stimmt – was hier an Motorrädern ausgestellt ist, löst wahrscheinlich bei jedem eine Art positiven Donnerhall aus. Neben vielen Maschinen der Marke Harley Davidson gibt es auch ganz spezielle von Thunderbike, die ihresgleichen suchen.
Über Thunderbike
Thunderbike wurde vor 30 Jahren von Andreas Bergerforth gegründet, der das Unternehmen auch heute noch besitzt und führt. Wie „jede“ ordentliche Erfolgsfirma begann alles in einer Doppelgarage. Bergerforth kam vom Rennsport und hat zunächst Teile für den Eigenbedarf, später auch für Kollegen auf der Rennstrecke gefertigt. Aus der Garagenfirma wurde irgendwann ein „Motorradschuppen“ und in den 90er Jahren ein mittelständisches Unternehmen am heutigen Standort im nordrhein-westfälischen Hamminkeln mit Ausstellungsraum, Werkstätten, Lagern, Teileproduktion und Konstruktion etc. Die Mitarbeiterzahl stieg unterdessen auf rund 80. Das Geschäft steht auf zwei Beinen, nämlich dem Handel mit Harley Davidson-Motorrädern und dem Bau eigener Fahrzeuge - Thunderbike ist beim Kraftfahrzeugbundesamt deshalb auch als eigener Fahrzeughersteller eingetragen.
Kundenwünsche perfekt umsetzen
Es gibt Motorradenthusiasten, die kein Bike von der Stange fahren wollen. Sie haben ihre eigenen Vorstellungen und Träume. Damit kommen sie zu Thunderbike. Hier entsteht dann mit Hilfe der umfangreichen Erfahrung des Motorradherstellers ein tragfähiges Konzept.
Dann kommt die Konstruktion ins Spiel. Es entstehen konkrete Entwürfe und am Ende fertigbare Teile. „Früher haben wir diese Teile bei Zulieferanten fertigen lassen. Bis wir dann alle Teile hier hatten, war die Saison zu Ende“, erzählt Herbert Niehues, bei Thunderbike zuständig für den Bereich CAD/CAM und die Produktion. So kam man auf die Idee, eine eigene Produktion aufzubauen. Heute gibt es nicht weniger als 3500 aktive Fertigungsteile. Mit der Produktion kam auch das erste CAD-System (2D) und ein CAM-System ins Haus.
Schnell zu fotorealistischen Darstellungen
Im Jahr 2012 wurde dann Solidworks als 3D-System eingeführt. „Es konnte sich im Vorfeld gegen andere CAD-Systeme durchsetzen, weil es uns für den Fahrzeugbau, wo es ja unter anderem oft um Freiformflächen geht, am besten geeignet erschien“, so Niehues. Einer der Gründe, die er im Einzelnen nennt, ist die Tatsache, dass man mit SOLIDWORKS schnell zu fotorealistischen Darstellungen kommt. „Stellen Sie sich einmal vor, da zahlt jemand hohe Summen für ein Motorrad – bis zu 150.000 Euro – und soll dann sozusagen die Katze im Sack kaufen. Das geht nicht“, mein Niehues und freut sich, nun schon im Entwurfsstadium die Maschinen so zeigen zu können, wie sie nachher - weitestgehend - aussehen werden. Jetzt kann der Kunde noch Änderungswünsche einbringen.
Mit Solidworks war bei Thunderbike auch DPS als Software-Partner gesetzt. DPS betreut seine Kunden bezüglich Verkauf, Installation, Schulung, Service und Support und wo nötig auch mit Software-Anpassungen, wie auch bei Thunderbike. Diese Rundumbetreuung bezeichnet Herbert Niehues als „Tip Top“.
Vom Entwurf bis in die Werkstatt
Die Motorradspezialisten in Hamminkeln haben aktuell Lizenzen Solidworks Premium und Solidworks Professional im Einsatz. Damit können sämtliche Arbeiten in der Zweirad-Konstruktion abgewickelt werden:
- Entwurf,
- fotorealistische Darstellungen,
- Zerspanungsteile,
- Blechteile,
- Erstellung der Zeichnungen,
- Ableitung der CAM-Programme,
- Ableitung von Laserkonturen,
- Schnittschablonen,
- Ableiten von Spann- und Biegevorrichtungen und
- Kinematik und Simulation.
Um bei der Konstruktion von Blechkomponenten, etwa Tankhälften oder Schutzblechen, effektiv vom 3D-Modell zu flachen Zuschnitten zu kommen, wurde von DPS eine Software-Erweiterung vorgenommen, die den Konstrukteuren ihre Arbeit nun erleichtert.
Parametrische Konstruktion geschätzt
SOLIDWORKS ist von Anfang an als parametrisches CAD-System konzipiert worden. Das 3D-Modell entsteht hierbei als eine Folge von Features, die wiederum über Parameter bestimmt werden. Diese Parameter können aber nicht nur durch einfache Zahlenwerte, sondern auch durch Beziehungen oder Formeln definiert sein. Simples Beispiel: Für ein prismatisches Teil wird festgelegt, dass die Breite immer im Verhältnis von 1:2 zur Länge sein soll. Oder ein Lagerdurchmesser bestimmt immer auch den Durchmesser des Lagersitzes. Wird der Lagerdurchmesser geändert, ändert sich der Durchmesser an der Einbaustelle eben auch automatisch.
So entsteht ein intelligentes Produktmodell und kein einfacher „Geometriehaufen“, wie früher üblich.
„Diese Art der Konstruktion ist bei uns im Fahrzeugbau gut geeignet“, ist Herbert Niehues` Erfahrung. „Sie gibt uns die Flexibilität, Änderungen schnell durchführen zu können, ohne dass festgelegte Randbedingungen verletzt werden.“
Auf die hier kurz geschilderte Art und Weise entstehen pro Jahr 2 bis 3 Fahrzeuge bei Thunderbike. Es sind sehr individuelle Designs, die aber mit modernstem Werkzeug realisiert werden.